Italien reformiert seinen Online-Wettmarkt
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Die italienische Glücksspielaufsicht Agenzia delle Dogane e dei Monopoli (ADM) hat eine weitreichende Entscheidung getroffen, die den Online-Wettmarkt des Landes nachhaltig verändern wird. Statt bislang 407 registrierter Domains sollen künftig nur noch 52 lizenzierte Anbieter aktiv sein dürfen. Damit steht der größte Umbruch in der Geschichte des italienischen Online-Glücksspiels bevor.

Von 407 zu 52 Lizenzen – ein radikaler Schnitt

Die Reform ist Teil des neuen regulierten Online-Gambling-Frameworks, das in den kommenden Monaten in Kraft tritt. Insgesamt erhalten 46 Unternehmen die Genehmigung, den Markt offiziell zu bedienen. Einige davon, etwa große Konzerne wie Flutter Entertainment, betreiben mehrere Marken unter einem Dach. Flutter hält in Italien unter anderem die Marken Sisal und Snaitech, die 2021 beziehungsweise 2025 übernommen wurden, sowie das Betfair Exchange-Portal.

Mit dem neuen Lizenzmodell will die Regierung mehr Transparenz schaffen und den Markt konsolidieren. Ziel ist es, unübersichtliche Strukturen zu beseitigen, die in den vergangenen Jahren durch sogenannte „Skin-Websites“ entstanden sind – also Unterseiten oder Reseller, die unter fremder Lizenz operierten, ohne selbst rechtlich registriert zu sein.

Kampf gegen intransparente Affiliate-Strukturen

Gerade diese Sub-Domains und Affiliate-Modelle stehen im Fokus der neuen Regelung. Viele Webseiten hatten bislang legale Sportwettenprodukte weiterverkauft oder vermittelt, ohne über eine eigene Lizenz zu verfügen. Diese Grauzone erlaubte es, Gewinne abzuführen, ohne direkt der italienischen Steueraufsicht zu unterliegen.

Die ADM hat angekündigt, künftig nur noch Hauptlizenzen mit eindeutiger Verantwortungsstruktur zuzulassen. Unternehmen müssen nachweisen, dass alle verbundenen Marken, Domains und Zahlungsflüsse vollständig transparent geführt werden. Bei Verstößen drohen empfindliche Geldstrafen oder der Entzug der Lizenz.

Diese Reform folgt auf eine bereits im Sommer beschlossene Verlängerung des Lizenzverfahrens, das die Bewerbungsfrist für Anbieter bis zum 12. November 2025 ausgedehnt hat, um den Übergang zu erleichtern. Damit soll sichergestellt werden, dass alle seriösen Betreiber ausreichend Zeit erhalten, sich an das neue System anzupassen.

Mehr Regulierung, weniger Wettbewerb

Während Befürworter der Reform den Schritt als längst überfällig begrüßen, warnen Branchenkenner vor negativen Auswirkungen auf den Wettbewerb. Kleinere Anbieter könnten aus dem Markt gedrängt werden, da die hohen Lizenzkosten und strengen Auflagen nur noch von großen Konzernen erfüllt werden können.

Italien gilt als einer der ältesten regulierten Glücksspielmärkte Europas und hatte in den vergangenen Jahren immer wieder Anpassungen vorgenommen, um den Spagat zwischen Spielerschutz, Steuererträgen und Marktdynamik zu meistern. Mit der neuen Struktur dürfte der Staat seine Kontrolle deutlich ausweiten – allerdings auf Kosten der Angebotsvielfalt.

Ein weiterer Effekt der Reform betrifft das Affiliate-Marketing, das künftig deutlich eingeschränkt werden soll. Vermittler dürfen nur noch im Auftrag eines offiziell lizenzierten Betreibers tätig sein und müssen ihre Werbeaktivitäten vorab genehmigen lassen. Das könnte dazu führen, dass ein großer Teil des bisherigen Marketing-Ökosystems verschwindet.

Italien will Markt stabilisieren

Die ADM sieht in der Reform eine notwendige Maßnahme, um den Markt langfristig zu stabilisieren und Schwarzmarktaktivitäten zu verhindern. Durch die Konzentration auf weniger, aber dafür geprüfte Anbieter soll der Spielerschutz verbessert und das Vertrauen der Konsumenten gestärkt werden.

Zudem erwartet die Regierung höhere Steuereinnahmen, da künftig weniger Schlupflöcher für unregulierte Plattformen bestehen. Experten gehen davon aus, dass die Konsolidierung auch zu einem stärkeren Fokus auf verantwortungsvolles Glücksspiel führen wird, ähnlich wie es in Deutschland und den Niederlanden umgesetzt wurde.

Ob sich die Marktbereinigung tatsächlich als Erfolg erweist, hängt davon ab, wie konsequent die ADM gegen illegale Anbieter vorgeht – und ob die großen Konzerne die Balance zwischen Wachstum und Verantwortung halten können. Sicher ist nur: Der italienische Online-Wettmarkt wird ab 2026 kaum wiederzuerkennen sein.

Timm Schaffner

Seit mehr als zehn Jahren arbeitet Timm Schaffner als freier Redakteur für diverse Online-Magazine und gilt als anerkannter Experte für iGaming. Zu seinen besonderen Fachgebieten zählen das deutsche Glücksspielrecht sowie internationale Entwicklungen...