Offshore-Glücksspielanbieter umgehen in Großbritannien das Selbstsperrsystem GamStop
Foto von Michel Diaz Rodriguez auf Unsplash

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Der britische Glücksspielmarkt kämpft weiterhin mit den Folgen eines wachsenden illegalen Angebots. Eine Recherche des Guardian zeigt, wie Offshore-Glücksspielanbieter gezielt Spieler ansprechen, die sich zuvor bewusst über das Selbstsperrsystem GamStop vom legalen Markt ausgeschlossen haben. Während lizenzierte Anbieter strengen Vorgaben unterliegen, nutzen unregulierte Plattformen gezielt die Schwächen des Systems und erreichen genau jene Spieler, die eigentlich geschützt werden sollen.

Selbstsperre mit begrenzter Reichweite

GamStop gilt in Großbritannien als zentrales Instrument des Spielerschutzes. Spieler können sich freiwillig für mehrere Monate oder Jahre vom Online-Glücksspiel ausschließen. Die Sperre greift bei allen Anbietern mit britischer Lizenz und soll verhindern, dass Betroffene mit akuter Spielsucht weiter Geld verlieren. Inzwischen haben sich mehr als eine halbe Million Menschen registriert.

Der Schutz endet jedoch dort, wo die Regulierung aufhört. Anbieter ohne britische Lizenz sind nicht an GamStop angebunden und können gesperrte Spieler weiterhin akzeptieren. Genau diese Lücke macht sich ein wachsender Kreis von Offshore-Betreibern zunutze, die gezielt außerhalb des regulierten Marktes operieren.

„Not on GamStop“ als Türöffner

Ein zentraler Begriff in diesem Umfeld lautet „Not on GamStop“. Laut Guardian taucht er auffällig häufig in Suchmaschinen, auf Vergleichsseiten und in Affiliate-Werbung auf. Die Botschaft ist eindeutig und richtet sich direkt an eine klar definierte Zielgruppe. Wer gesperrt ist und dennoch spielen will, findet hier vermeintlich einfache Auswege.

Analysen aus dem Bericht zeigen, dass ein Großteil der nicht autorisierten Glücksspielinhalte in Großbritannien mit diesem Suchbegriff verbunden ist. Viele der beworbenen Plattformen verfügen über Lizenzen aus Übersee, häufig aus Curaçao, und entziehen sich damit weitgehend dem Zugriff britischer Behörden. Genannt werden unter anderem Anbieter wie MyStake, Donbet, Goldenbet oder Velobet.

Einzelfall mit schwerwiegenden Folgen

Der Guardian verknüpft diese Entwicklung mit einem konkreten Schicksal. Im Mittelpunkt steht ein 36-jähriger Mann, der sich wegen massiver Glücksspielprobleme bei GamStop selbst gesperrt hatte. Trotz der Sperre spielte er weiter bei Offshore-Anbietern und beging schließlich Selbstmord aufgrund seiner Spielsucht.

Nach seinem Tod stieß seine Familie auf zahlreiche Zahlungen an unbekannte Empfänger, die auf Wetten bei nicht lizenzierten Plattformen hindeuteten.

Der Fall verdeutlicht, wie leicht bestehende Schutzmechanismen umgangen werden können. Für die Angehörigen ist er ein Beleg dafür, dass gezielte Werbung und einfache Zugänge für gesperrte Spieler gravierende Folgen haben können. Sie fordern strengere Maßnahmen gegen Anbieter, die genau diese Schwächen ausnutzen.

Behörden stoßen an strukturelle Grenzen

Die britische Gambling Commission ist sich der Problematik bewusst. Laut Guardian arbeitet die Behörde daran, illegale Angebote aus Suchergebnissen entfernen zu lassen und Zahlungswege zu unterbrechen. Kritiker halten diese Schritte für unzureichend. Viele Betreiber sitzen außerhalb Europas und reagieren kaum auf Aufforderungen aus Großbritannien.

Zunehmend geraten auch große Technologieunternehmen in den Fokus. Suchmaschinen tragen maßgeblich dazu bei, dass Begriffe wie „Not on GamStop“ prominent platziert werden. Experten sehen hier eine Mitverantwortung bei der Verbreitung von Inhalten, die gezielt problematische Spieler ansprechen.

Illegales Glücksspiel wächst im Schatten der Regulierung

Der Bericht zeichnet das Bild eines Marktes, der von strengen Regeln im legalen Bereich indirekt profitiert. Je enger die Vorgaben für lizenzierte Anbieter werden, desto attraktiver erscheinen unregulierte Alternativen für Spieler, die sich nicht an Limits und Sperren halten wollen oder können.

Für den Spielerschutz stellt das ein grundlegendes Dilemma dar. Nationale Regelungen stoßen dort an ihre Grenzen, wo Angebote international organisiert und digital vermarktet werden. Solange Offshore-Anbieter gezielt Spieler anpeilen können, die sich vom Glücksspiel ausgeschlossen haben, bleibt der Schutz besonders gefährdeter Spieler unvollständig.

Timm Schaffner

Seit mehr als zehn Jahren arbeitet Timm Schaffner als freier Redakteur für diverse Online-Magazine und gilt als anerkannter Experte für iGaming. Zu seinen besonderen Fachgebieten zählen das deutsche Glücksspielrecht sowie internationale Entwicklungen...