In England und Wales zahlreiche lizenzierte Glücksspielbetriebe über Monate hinweg unbeaufsichtigt
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Eine Untersuchung der BBC hat aufgedeckt, dass in England und Wales zahlreiche lizenzierte Glücksspielbetriebe über Monate hinweg unbeaufsichtigt blieben. Von 317 zuständigen Behörden führten 135 im vergangenen Jahr keine einzige Kontrolle durch. Besonders betroffen sind sogenannte Adult Gaming Centres, kurz AGCs, also Spielhallen mit Automaten. Experten warnen, dass diese Einrichtungen oft in sozial schwachen Vierteln liegen und dort besonders anfällige Menschen anziehen.

Die Glücksspielaufsicht Gambling Commission bezeichnete die fehlenden Kontrollen als ernstes Problem. Ohne regelmäßige Überprüfungen bleibe unklar, ob Betreiber die gesetzlichen Auflagen einhielten und Spielerschutzvorgaben beachteten. Viele Kommunen erklärten, dass ihnen für systematische Inspektionen schlicht das Personal und die finanziellen Mittel fehlten.

Thinktank warnt vor sozialer Schieflage

Die Social Market Foundation, ein parteiunabhängiger Thinktank, kritisiert die ungleiche Verteilung von Spielhallen in Großbritannien. Nach Einschätzung von Senior Research Fellow James Noyes konzentrieren sich AGCs vor allem auf Gegenden mit hoher Arbeitslosigkeit und niedrigem Einkommen. Diese Hallen seien „Senkgruben in der Einkaufsstraße“, die Geld aus ohnehin belasteten Haushalten zögen. Noyes forderte Regierung, Kommunen und Aufsicht auf, enger zusammenzuarbeiten und Zuständigkeiten klarer zu regeln. Nur so lasse sich der Schutz gefährdeter Spieler verbessern.

Die Untersuchung des Thinktanks im Auftrag des Londoner Stadtbezirks Brent zeigt, dass viele Behörden zwar Risiken erkennen, ihnen aber konkrete Strategien zur Eindämmung fehlen. Insbesondere bei den elektronischen B3-Automaten, die Gewinne bis zu 500 Pfund ermöglichen, sehen Experten ein erhebliches Suchtpotenzial. Deren Bruttospielerträge sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen und beliefen sich 2023 auf fast 463 Millionen Pfund, ein Plus von mehr als 70 Prozent gegenüber 2021.

Branche weist Verantwortung zurück

Der Branchenverband Bacta verteidigte die Betreiber und wies den Vorwurf zurück, gezielt arme Viertel zu bespielen. Nach Angaben des Verbands handele es sich um sichere, alkoholfreie Orte mit niedrigen Einsatzgrenzen. Die Geräte seien stark reguliert, und die Betreiber hielten sich an internationale Standards. Neue gesetzliche Hürden könnten, so Bacta, Investitionen und Arbeitsplätze gefährden, insbesondere in Regionen, die ohnehin unter wirtschaftlicher Schwäche leiden.

Schicksal eines Ehepaars zeigt Folgen von Spielsucht

Wie gravierend die Folgen ausbleibender Kontrolle sein können, zeigt der Fall von Zoe und Kester aus Brent. Der Ehemann entwickelte eine Spielsucht und verlor über die Jahre rund 250.000 Pfund, meist in Wettbüros mit Spielautomaten. Am Ende standen Schulden, der Verlust des Hauses und das Scheitern der Ehe. Zoe fordert heute strengere Aufsicht und weniger Glücksspielangebote in ihrem Viertel. Brent gilt mit seiner hohen Dichte an Spielstätten als das „Las Vegas of London“.

Politik reagiert auf wachsenden Druck

Der konservative Abgeordnete Iain Duncan Smith bezeichnete die aktuelle Regulierung als unzureichend. Besonders die stark verbreiteten B3-Automaten seien ein wachsendes Risiko. Die Regierung arbeitet inzwischen an neuen Regeln, die Kommunen mehr Einfluss geben sollen. Künftig könnten neue Gesetze es ermöglichen, Lizenzanträge in überlasteten Gebieten abzulehnen. Außerdem ist vorgesehen, die Gebühren für Betriebslizenzen zu erhöhen, um Kommunen mehr Mittel für Inspektionen zu verschaffen.

Streit um Verantwortung

Tim Miller von der britischen Glücksspielbehörde räumte ein, dass es Defizite gebe, verteidigte aber die Arbeit seiner Behörde. Manche Kommunen nähmen ihre Pflichten nicht ernst genug, sagte er. Die Local Government Association wies das zurück und verwies auf finanzielle Engpässe sowie eine Vielzahl anderer Aufgaben. Sie begrüßte zugleich die geplanten Gesetzesänderungen, die Kommunen künftig mehr Handlungsspielraum geben sollen.

Der BBC-Bericht macht deutlich, dass Großbritanniens Glücksspielaufsicht an ihre Grenzen stößt. Während die Branche auf Eigenverantwortung setzt, wächst der Druck auf Politik und Behörden, stärker zu kontrollieren. Für viele Städte steht dabei nicht nur der Spielerschutz auf dem Spiel, sondern auch die soziale Stabilität ganzer Viertel.

Timm Schaffner

Seit mehr als zehn Jahren arbeitet Timm Schaffner als freier Redakteur für diverse Online-Magazine und gilt als anerkannter Experte für iGaming. Zu seinen besonderen Fachgebieten zählen das deutsche Glücksspielrecht sowie internationale Entwicklungen...