Timm Schaffner iGaming Experte
Seit mehr als zehn Jahren arbeitet Timm Schaffner als freier Redakteur für diverse Online-Magazine und gilt als anerkannter Experte für iGaming. Zu seinen besonderen Fachgebieten zählen das deutsche Glücksspielrecht sowie internationale Entwicklungen auf dem iGaming-Markt.
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Die Northern Territory Racing and Wagering Commission (NTRWC) hat bekannt gegeben, dass ihre Mitglieder künftig keine Einladungen oder Geschenke von Wettunternehmen mehr annehmen werden. Der Schritt folgt auf monatelange öffentliche Kritik und Medienberichte über mögliche Interessenkonflikte innerhalb der Behörde, die für die Lizenzierung des größten Teils des australischen Online-Wettmarktes verantwortlich ist.
Wie der Vorsitzende Alastair Shields gegenüber ABC News erklärte, habe die Kommission bereits aufgehört, Gastfreundschaftseinladungen von Buchmachern zu akzeptieren. Gleichzeitig werde ein neuer Verhaltenskodex vorbereitet, der die ethischen Standards der Behörde klarer definieren und den Umgang mit zukünftigen Angeboten von Wettanbietern verbindlich regeln soll.
Neuer Kodex soll Transparenz und Unabhängigkeit stärken
„Die Kommission arbeitet bereits unter einem starken Integritäts- und Aufsichtssystem, das durch den Racing and Wagering Act 2024 und das Handbuch der Regierung des Northern Territory festgelegt ist“, so Shields. „Der neue Kodex baut auf diesen Grundlagen auf und soll klare Leitlinien bieten, um Unabhängigkeit und Transparenz zu sichern.“
Die Entscheidung folgt auf Enthüllungen, dass Shields und mehrere Kommissionsmitglieder in der Vergangenheit Einladungen zu Veranstaltungen von Buchmachern angenommen hatten – darunter auch Tickets für den Darwin Cup. Eine später ausgestrahlte Four Corners-Reportage des öffentlich-rechtlichen Senders ABC deckte auf, dass sechs der letzten zehn Kommissionsmitglieder selbst Rennpferde besaßen. Zudem seien zahlreiche öffentliche Beschwerden über Wettanbieter nur verzögert bearbeitet worden.
Shields betonte, der neue Kodex werde Pferdebesitz nicht verbieten, aber künftig eine vollständige Offenlegung und ein obligatorisches Zurücktreten bei Interessenkonflikten vorschreiben.
Kritik an schwacher Regulierung und niedriger Besteuerung
Das Northern Territory gilt als Zentrum der australischen Wettlizenzierung, mit derzeit 43 registrierten Betreibern. Viele nationale und internationale Buchmacher nutzen die Region aufgrund ihrer vergleichsweise niedrigen Steuern und lockeren Regulierungsanforderungen als Standort. Kritiker werfen der NTRWC seit Jahren vor, die Kontrolle über den Markt nicht konsequent genug auszuüben.
Erst vor wenigen Wochen hatte die australische Regierung härtere Maßnahmen gegen illegale Glücksspielanbieter angekündigt. Berichte zeigten, dass mehr als 1.300 illegale Webseiten gesperrt wurden, um Verbraucher zu schützen und den lizenzierten Markt zu stärken. Die neue Entscheidung der NTRWC soll nun auch auf regulatorischer Ebene ein Zeichen für Integrität setzen.
Forderungen nach unabhängiger Untersuchung
Das Ministerium für Tourismus und Gastgewerbe des Northern Territory führt derzeit eine interne Überprüfung der Kommission durch. Der Fokus liegt auf Interessenkonflikten, der Annahme von Geschenken und den Eignungsvoraussetzungen für Kommissionsmitglieder. Ergebnisse sollen Anfang kommenden Jahres vorliegen.
Forderungen nach einer parlamentarischen Untersuchung wurden bislang abgelehnt. Die unabhängige Abgeordnete Justine Davis drängt jedoch weiter auf eine externe Prüfung: „Um das Vertrauen der Öffentlichkeit wiederherzustellen, braucht es eine unabhängige Untersuchung, die mögliche Verflechtungen zwischen Regulierungsbehörde und Wettanbietern offenlegt.“
Die NTRWC steht damit an einem Wendepunkt. Der neue Kodex könnte zu einem Präzedenzfall für andere australische Regulierungsbehörden werden, die zunehmend unter Druck geraten, ihre Unabhängigkeit von der Glücksspielindustrie zu demonstrieren.
