Die geplante Glücksspielsteuer in Großbritannien könnte bis zu 40.000 Jobs kosten
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Die britische Glücksspielbranche schlägt Alarm. Laut einer aktuellen Studie des Beratungsunternehmens Ernst & Young, erstellt im Auftrag des Betting and Gaming Council (BGC), könnten bis zu 40.000 Arbeitsplätze verloren gehen, sollte die Regierung die geplanten Steuererhöhungen im Glücksspielsektor umsetzen. Grundlage dieser Analyse sind Vorschläge des Thinktanks Institute for Public Policy Research (IPPR), der weitreichende Steueranpassungen für Wettanbieter, Online-Casinos und Spielhallen fordert.

Das IPPR argumentiert, dass eine höhere Besteuerung dem Staat zusätzliche Einnahmen von rund 3,2 Milliarden Pfund pro Jahr bescheren könnte. Die Abgaben auf Online-Slots, Poker und Bingo sollen von 21 auf 50 Prozent steigen, die Automatensteuer auf Bargeldspiele von 20 auf 50 Prozent, während die allgemeine Wettsteuer von 15 auf 30 Prozent ansteigen soll. Der Branchenverband hält diese Kalkulation jedoch für zu optimistisch und warnt vor weitreichenden Folgen für Unternehmen und Beschäftigte.

Zweifel an den Berechnungen des IPPR

Laut Ernst & Young würden die kurzfristigen Mehreinnahmen kaum die erwartete Milliarde Pfund übersteigen. Langfristig drohten jedoch erhebliche Verluste durch geringere Unternehmensgewinne, sinkende Steuereinnahmen und steigende Arbeitslosigkeit. Nach Berechnungen der Wirtschaftsprüfer könnte der tatsächliche Nettoeffekt auf die Staatskasse weniger als 500 Millionen Pfund betragen.

Zudem kritisieren die Analysten methodische Schwächen in der IPPR-Studie. So werde angenommen, dass Spieler ihr Ausgabeverhalten trotz höherer Kosten unverändert fortsetzen. Auch berücksichtige die Berechnung nicht die bereits beschlossenen Maßnahmen des jüngsten White Papers, das die Umsätze im Online-Segment um etwa 725 Millionen Pfund jährlich reduzieren dürfte. Hinzu kommt eine zu optimistische Einschätzung des künftigen Wachstums im digitalen Glücksspielmarkt, das laut EY in den kommenden Jahren nur moderat ausfallen dürfte.

Gefahr einer Abwanderung in den Schwarzmarkt

Neben wirtschaftlichen Risiken verweist die Studie auch auf mögliche Nebenwirkungen für die Regulierung. Höhere Steuern könnten legale Anbieter dazu zwingen, ihre Quoten und Auszahlungsbedingungen zu verschlechtern. In der Folge könnten laut EY bis zu 8,4 Milliarden Pfund an Umsätzen zu unregulierten Plattformen abwandern. Diese Entwicklung würde nicht nur die staatlichen Einnahmen schmälern, sondern auch den Spielerschutz gefährden, da Schwarzmarktanbieter kaum Kontrollen unterliegen.

Für kleinere Wettunternehmen könnte die Steuerreform existenzbedrohend werden. Ein Betreiber mit rund 150 Wettshops erklärte gegenüber EY, dass allein die Erhöhung der Maschinensteuer sein Geschäft in die Verlustzone treiben würde. Besonders in ländlichen Regionen, wo Wettbüros oft als Arbeitgeber und Treffpunkte eine wichtige Rolle spielen, wäre der wirtschaftliche Schaden erheblich.

Trotz der Warnungen hält die Regierung an ihren Plänen fest. Schatzkanzlerin Rachel Reeves bezeichnete die Branche in einem Interview mit ITV News als unterbesteuert und kündigte an, die Reformpläne weiterzuverfolgen. Ziel sei eine gerechtere Steuerstruktur, die hohe Gewinne angemessen erfasse. Beobachter gehen jedoch davon aus, dass die politischen Ziele der Regierung kurzfristig über wirtschaftliche Bedenken gestellt werden könnten.

Ausblick auf einen angespannten Markt

Für die britische Glücksspielbranche zeichnet sich ein schwieriges Jahr ab. Sollte die Steuererhöhung in Kraft treten, drohen nicht nur Arbeitsplatzverluste, sondern auch ein Rückgang des regulierten Marktes. Branchenexperten befürchten, dass das Gleichgewicht zwischen Regulierung und Wirtschaftlichkeit verloren gehen könnte. Zugleich wächst die Sorge, dass ein überstürztes Vorgehen die Balance zwischen Steuerpolitik und Verbraucherschutz gefährdet.

Timm Schaffner

Seit mehr als zehn Jahren arbeitet Timm Schaffner als freier Redakteur für diverse Online-Magazine und gilt als anerkannter Experte für iGaming. Zu seinen besonderen Fachgebieten zählen das deutsche Glücksspielrecht sowie internationale Entwicklungen...