Millionen verlieren ihr Geld, während Mafia und Staat gleichermaßen profitieren
Foto von Peter Herrmann auf Unsplash

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In Italien wächst die Glücksspielbranche in einem Umfang, der weit über eine Freizeitaktivität hinausgeht. Im Jahr 2024 betrugen die Umsätze im legalen Glücksspiel rund 157 Milliarden Euro, die Ausgaben der Spieler lagen nach Abzug der Gewinne bei etwa 21,5 Milliarden Euro. Parallel dazu erzielte der Staat mehr als 11,5 Milliarden Euro an Steuereinnahmen in diesem Bereich. Während diese Zahlen die wirtschaftliche Bedeutung verdeutlichen, zeigt sich zugleich eine Schattenseite: Spielsucht wird zu einem ernsten sozialen Problem, und das organisierte Verbrechen dringt tief in die Branche ein.

Die Mafia kontrolliert das Glücksspiel

Ein neuer Bericht des Anti-Mafia-Verbandes Libera zeigt, wie stark die organisierte Kriminalität in der Branche verankert ist. Nach Angaben des Verbands, dem rund 15.000 Vereine angeschlossen sind, verdienen derzeit 147 Clans aus Sizilien, Kalabrien und Neapel am Glücksspiel mit. Landesweit führen 25 Staatsanwaltschaften Ermittlungen gegen mafiöse Strukturen, insbesondere im Bereich der Online-Wetten. Die Clans investieren hohe Summen, um Spielhallen, Wettbüros und staatliche Konzessionen zu kontrollieren, häufig über Strohmänner.

Laut der nationalen Anti-Mafia-Behörde ist Glücksspiel für die Clans inzwischen lukrativer als Drogenhandel oder Schutzgelderpressung. Allein mit illegalen Wetten erwirtschaften sie jährlich rund 20 Milliarden Euro. Hinzu kommen Erlöse aus legalen Spielhallen und Online-Plattformen, die sie teilweise selbst betreiben oder finanzieren. Der General der Finanzpolizei, Nicola Altiero, beschreibt die Profitspanne eindrücklich: Ein Euro im Drogenhandel bringe sechs bis sieben Euro Gewinn, ein Euro im Glücksspiel dagegen acht bis neun Euro.

Geldwäsche und soziale Abhängigkeit

Das Glücksspiel erfüllt für die Mafia mehrere Zwecke. Es bringt nicht nur hohe Gewinne, sondern eignet sich auch hervorragend zur Geldwäsche. Viele Spielhallen dienen als Umschlagplatz für Bargeld aus kriminellen Geschäften. Darüber hinaus schafft die Mafia neue Abhängigkeiten. Wer Spielschulden macht, erhält Hilfe, aber zu hohen Zinsen. So geraten viele Spieler in die Schuldenfalle und bleiben den Clans auf Jahre ausgeliefert.

Der Bericht von Libera beschreibt, dass die Clans mit dieser Strategie ihre Macht sichern und ihren Einfluss im Alltag ausbauen. In manchen Regionen gilt der örtliche Pate nicht nur als Kreditgeber, sondern auch als vermeintlicher Wohltäter, der finanzielle Probleme löst. Tatsächlich werden Schuldner damit Teil eines geschlossenen Systems aus Angst und Erpressung.

Staatliche Einnahmen trotz wachsender Krise

Während die Mafia im Schatten verdient, profitiert auch der Staat vom Glücksspiel. Im Jahr 2024 nahm das Finanzministerium 11,5 Milliarden Euro an Steuern ein, weitere 11 Milliarden gingen an lizenzierte Anbieter. Kritiker werfen der Politik vor, die Suchtproblematik zu verharmlosen, weil die Einnahmen zu wichtig geworden seien. Der Corriere della Sera spricht von einem sozialen, gesundheitlichen und moralischen Notfall.

Die Warnungen verhallen bisher ungehört. Der italienische Staatsmann Camillo Benso, Graf von Cavour, bezeichnete das Glücksspiel bereits im 19. Jahrhundert als “Steuer für die Dummen”. Seine Worte wirken heute aktueller denn je. Italien befindet sich in einem Teufelskreis aus Spielsucht, staatlichem Profit und mafiöser Bereicherung. Millionen Menschen verlieren jeden Tag ihr Geld, während die einen daran reich werden und die anderen schweigen.

Timm Schaffner

Seit mehr als zehn Jahren arbeitet Timm Schaffner als freier Redakteur für diverse Online-Magazine und gilt als anerkannter Experte für iGaming. Zu seinen besonderen Fachgebieten zählen das deutsche Glücksspielrecht sowie internationale Entwicklungen...