Brasilien hat die Steuererhöhung im Glücksspiel erstmal gestoppt
Foto von Rebekah Roy auf Unsplash

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In Brasilien steht das Glücksspiel vor einer tiefgreifenden Wendung. Die Regierung plante eine massive Erhöhung der Steuer auf Online-Wettumsätze von bisher 12 % auf 18 % des Bruttospielertrags. 

Dieser Schritt war Teil eines umfassenden Fiskalprogramms, mit dem Präsident Lula da Silva die steigende Staatsverschuldung in den Griff bekommen wollte. Doch wenig später trat der brasilianische Kongress auf die Bremse und stoppte die Maßnahme.

Steuervorstoß als Teil eines größeren Haushaltsplans

Die geplante Steuererhöhung wurde Mitte Juni als verbindliche Anordnung erlassen, galt allerdings nur befristet. Sie sollte ab Oktober gelten und zusätzlich zur Solidarität beitragen, indem rund sieben Milliarden Reais (etwa 1,3 Milliarden US-Dollar) mehr in die Staatskasse fließen sollten. 

Die Maßnahme zielte explizit auf den aufstrebenden Online-Wettmarkt ab, der erst seit Jahresbeginn reguliert ist. Regierung und Finanzministerium rechtfertigten den Schritt mit dem Argument, Glücksspielunternehmen würden bislang relativ wenig zum Wohlstand beitragen. Gleichzeitig sollten illegale Anbieter durch den höheren Aufwand weniger attraktiv werden.

Große Kritik aus dem Glücksspiel-Sektor

Doch trotz dieser Intention sorgte die Steuererhöhung für heftige Kritik aus dem Glücksspiel-Sektor. Branchenvertreter warnten, die Maßnahme könnte den legalen Markt stark schwächen und Kunden in den illegalen Bereich drängen. Sie verwiesen auf internationale Beispiele, wo ähnliche Erhöhungen zu einer Verlagerung ins Schattenreich geführt hätten. 

Fachleute mahnten, dass der Staat am Ende nicht mehr Einnahmen generiere. Wegfallende Steuern und weniger Absatz könnten den Verlust aus der offiziellen Kasse größer werden lassen als den neue Steuervorteil.

Kongress stoppt die Maßnahme: Signal für den Glücksspielmarkt

Nur gut zwei Wochen später, noch bevor das Gesetz in Kraft trat, blockierte der Kongress das Dekret und stoppte die Steuererhöhung. Die Entscheidung gilt als weiterer Rückschlag für Präsident Lula, der in letzter Zeit schon mit anderen umstrittenen Steuerplänen wie der Erhöhung der Transaktionssteuer auf Kredit- und Fremdwährungsgeschäfte gescheitert war.

Insbesondere Abgeordnete aus wirtschaftlichen oder agrarischen Regionen hatten sich gegen die Steuerwelle gestellt und ihre Mehrheit im Parlament genutzt, um den Glücksspielmarkt zur Entlastung zu verteidigen.

Für die Branche ist das ein entscheidendes Signal. Der planmäßige Regulierungspfad bleibt intakt und die Aussicht, dass ein legaler Online-Wettmarkt dauerhaft existiert, ist gestärkt – unter klaren Regeln, aber ohne übermäßige fiskalische Last. Zugleich zeigt das Votum, dass Brasilien auf seinen zivilgesellschaftlichen Prozess vertraut. Steuermaßnahmen gegen nahezu alle Sektoren treffen regelmäßig auf deutlichen Widerstand im Kongress.

In Brasilien gibt es jedoch auch kritische Stimmen zur Liberalisierung. Ein Senator warnte kürzlich vor einem neuen Casino-Gesetz und möglichen Verbindungen zur organisierten Kriminalität.

Bedeutung für Betreiber und Spieler

Die abgewendete Steuerwelle bringt klare Vorteile: Anbieter können weiter planen, ohne abrupt auf veränderte Kosten kalkulieren zu müssen. Auch für Spieler steigt die Chance auf stabile Wettquoten. Die Diskussion hat jedoch gezeigt, dass die Branche in zunehmendem Maße zum Spielball fiskalpolitischer Strategien werden kann und sich besser auf politische Veränderungen einstellen muss.

Für die Regierung ist das Ergebnis ein Hinweis darauf, dass soziale und wirtschaftliche Interessen im Parlament stark gewichtet werden. Kurzfristig muss das Haushaltsloch nun über andere Quellen gestopft werden. Langfristig wird es spannend sein zu sehen, ob Brasilien bei anderen Sektoren nachschärft.

Timm Schaffner

Seit mehr als zehn Jahren arbeitet Timm Schaffner als freier Redakteur für diverse Online-Magazine und gilt als anerkannter Experte für iGaming. Zu seinen besonderen Fachgebieten zählen das deutsche Glücksspielrecht sowie internationale Entwicklungen...